WIR haben versagt! Und das gleich zweimal in kürzester Zeit. Aber wir stehen dazu und schämen uns für Nichts. Warum und wie es dazu kam erfahren Sie wenn Sie unseren kleinen Erfahrungsbericht zu Ende lesen.
Doch nun mal zum Anfang der Geschichte:
Alles begann damit, dass mein Mann gerne wandert und ich eher zur Fraktion“ das macht doch nur mit Hund einen Sinn“ gehöre. Da mein frisch Angetrauter allerdings noch keine Erfahrungen hatte, was das Zusammenleben mit Vierbeinern anging war er anfangs etwas skeptisch Er hatte Bedenken, dass unser Leben sich mit Hund grundlegend verändern würde, was das Reisen, Motorradfahren und die gesamte Freizeitgestaltung anginge (wie Recht er doch hatte J ) So entschlossen wir uns einen sozusagen „Probelauf“ mit einem Pflegehund zu wagen. Da Tierheime diese Option im allgemeinen nicht anbieten begann ich meine Recherche im World Wide Web. Hier boten sich viele Möglichkeiten, doch bei vielen Organisationen sagte mein Kopf gleich „NEIN“ und bei einigen hielt mich mein Bauchgefühl davon ab Kontakt aufzunehmen. Retriever and friends war mir sofort angenehm und so ergab es sich, dass wir hier eine Patenschaft für einen kleinen schwarzen Doodel-Rüden Namens Giotto übernahmen. Er befand sich in einer Pflegstelle in Berlin. Die Berichte und Telefonate mit der Pflegefamilie hörten sich so positiv an, dass nun auch die letzten kleinen Zweifelchen ausgeräumt waren. Wir bewarben uns um unseren ersten Pflegehund. Nach einer lockeren und unkomplizierten Vorkontrolle bei uns zu Hause sollte Anfang Oktober 2013 unsere erste Pflegehündin bei uns einziehen.
Tabea holten wir an einem Sonntag in der Nähe von Kaiserslautern ab. Die Fahrkette hatte für sie bereits vormittags begonnen, aber auch die letzten zwei Stunden Autofahrt meisterte sie tapfer.
Tabea war damals 6 Jahre alt und lebte mit ihrer Schwester Leah bei einem Herrn mit dessen Mutter zusammen. Tagsüber wurden sie von der Mutter versorgt. Doch als diese verstarb, war es für das Herrchen nicht mehr möglich die beiden Hündinnen artgerecht zu versorgen. Er entschloss sich sie abzugeben. Da die beiden Geschwister sich gegenseitig ziemlich pushten und sie sich auch öfters mal in die Wolle bekamen entschied das Team von Retriever&friends die beiden zu trennen.
Schnell hatten wir gemerkt, dass wir es hier mit einer sehr unsicheren Hündin zu tun hatten. Sie sprang ständig an mir hoch, verfolgte mich auf Schritt und Tritt. Leinenführigkeit und Grundgehorsam waren nur bedingt vorhanden. Noch dazu hatte sie einen Sturkopf sonders gleichen, der weder mit Leckerlies noch mit guten Worten zu bestechen war. Mein Mann brauchte oft eine Stunde und mehr zum Bäcker und zurück (1km ) – er ist ein sehr geduldiger Mensch ,-)
Trotzdem, oder auch deshalb entschieden wir uns nach zwei Wochen:
TABEA darf bleiben!
Sie war/ist in ihrer ganz speziellen Art so liebenswert, dass wir ihr damals nicht noch eine weitere Trennung zumuten wollten.
Tabea hat ein großes Manko: Sie kann nicht alleine bleiben. Sie macht zwar keine Dekorationsvorschläge im Haus, heult und bellt aber die gesamte Nachbarschaft in Alarmbereitschaft. Was tun? Nach Tierpsychologin und Hundetrainern, die ohne Erfolge wieder von Dannen zogen kam uns die Idee des Rudels. Doch was, wenn diese Idee nach hinten losgeht und wir zwei jaulende heulende Hunde im Haus haben? –Haus verkaufen und auf eine Insel ziehen?
So kam uns die Anfrage einer Kollegin ganz passend: Deren Tochter war gerade in der Trennungsphase und wusste nicht wohin mit ihrer 10-monatigen Labradorhündin. Unsere Antwort ob wir AMY vorübergehend in unsere Obhut nehmen wollten war natürlich positiv. Amy wurde uns im März 2014 gebracht und die junge Besitzerin gab zu verstehen, dass sie sie auch nicht mehr abholen würde. Entweder sollten wir sie behalten, oder über R&f weitervermitteln. Sie wissen wie wir uns entschieden!
Amy war sofort „zu Hause“! Tabea hörte auf zu jammern. Alle waren glücklich. Es lief hervorragend.
Ja, unsere Reisen blieben bisher inländisch und sehr hundespeziell. Mein Mann fährt nach wie vor Motorrad, allerdings meist alleine. Unser Leben hat sich natürlich geändert. Wir gehen viel wandern und können uns dabei viel besser unterhalten als auf dem Motorrad. Aber !: „sind zwei Hunde schon ein Rudel?“
Nein!!
Im November 2014 wurde ein Notfall bei R&f bekannt gegeben. Ein 7jähriger Zuchtrüde dürfte den Vermehrer verlassen wenn sich eine Pflegestelle findet… Mein Mann war gerade auf Dienstreise und drei Wochen schaute ich immer wieder ins Forum, ob der Notfall noch akut ist. Wie hätte ich ein schönes Weihnachtsfest verbringen können ohne schlechtes Gewissen!? Gesagt getan … Buddy zog noch vor Weihnachten bei uns ein.
Ein schüchternes, in sich gekehrtes Häuflein. Aufgedunsen von schlechtem Futter, mit stumpfem Fell und mit wenig Muskulatur. Aber mit vielen Bewohnern im Gepäck und leicht gemüffelt hat er auch J Ein Bad ließ er über sich ergehen und überhaupt hatte er eine extrem gutmütige Art und so einen schönen Herzblick. Stubenrein war er nach zwei Tagen zu 100%, auf seinen Namen reagierte er allerdings erst nach zwei Monaten. Mit teilweise autistischen Zügen schlich er sich in mein Herz und schon nach kürzester Zeit hatte er es bedingungslos erobert.
Buddy heißt mittlerweile Bolle (die Feinmotorik ist nicht in seinen Genen veranlagt), lebt nun seit einem halben Jahr bei uns und ist ein aufgeweckter lustiger Geselle, der jedermanns Herz im Sturm erobert. Seine Ängste im Haus und gegenüber Männern schleichen sich ab und an noch an die Oberfläche, er lässt sich dann aber sehr gut beruhigen. Beim Ballspiel mit Amy lebt er richtig auf und seine 7 Jahre merkt man ihm nicht an.
Man nennt uns (und viele andere) liebevoll „Pflegestellenversager“ – wir gehören gerne zu dieser besonderen Spezies. Wer weiß – vielleicht suchen wir uns wirklich ein schönes Häuslein auf einer einsamen Insel und versagen weiter? Bis wir das allerdings verwirklichen können werden wir weiterhin als Pflegestelle zur Verfügung stehen und diese liebenswerten Fellnasen auf ihrem Weg in die Freiheit begleiten.